Den Schmuggelverstecken im Auto auf der Spur
Sie schrauben Autos auseinander, suchen in versteckten Hohlräumen nach Schmuggelware wie Drogen und decken die Tricks von professionellen Schmugglern auf. Das sind die mobilen Autorevisionsequipen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) und so arbeiten sie.
11.06.2019, Ramona Schafer
Hinter den stählernen Türen mehrerer Bunker reihen sich in einer Halle Fahrzeuge verschiedenster Hersteller aneinander. Hier verwahrt die EZV beschlagnahmte Autos, in denen sie eingebaute Schmuggelverstecke und das dazugehörige Schmuggelgut entdeckt hat. Besonders häufig versuchen Schmuggler mit ihren Autos Drogen wie Kokain, Bargeld, Diebesgut wie Schmuck oder Waffen illegal über die Grenze zu bringen.
Sobald an der Grenze der Verdacht besteht, dass eine Person mit ihrem Fahrzeug Schmuggelware in die Schweiz zu bringen versucht, kommen die Spezialisten der mobilen Autorevisionsequipen der EZV zum Einsatz. Sie kennen die Tricks der Schmuggler und wissen, wie und wo man Autos kontrollieren muss.
Die Tricks der Schmuggler
Heute findet sich in Fahrzeugen immer mehr Elektronik. Und professionelle Schmuggler sind kreativ, was die Verstecke angeht. Nicht selten benutzen sie elektronisch-mechanische Tricks, um ihr Fahrzeug umzubauen und das Schmuggelgut zu verstecken. So lässt bspw. eine versteckte Vorrichtung an der Mittelkonsole den hinteren Teil der Mittelkonsole hochfahren und enthüllt darunter einen Hohlraum.
Mit Videoskopen, einem Ionen-Mobilitäts-Spektrometer (ITMS) für chemische Analysen oder Analysegeräten für die Bordelektronik verfügen auch die Mitarbeitenden der mobilen Autorevisionsequipen über moderne Hilfsmittel. Um bei der Suche nach Schmuggelware erfolgreich zu sein, braucht es aber mehr als das. Alexander Jäggi, stv. Teamchef eines der beiden Teams in der Region I, weiss: Das Gespür der Mitarbeitenden, die an der Grenze stehen, Verdachtsfälle melden und Autos in die Kontrolle schicken, trägt wesentlich zum Erfolg der mobilen Autorevisionsequipen bei. Auch der nationale und internationale Austausch mit der Polizei und anderen Zollbehörden hilft, auf dem aktuellsten Stand zu bleiben, was die Tricks der Schmuggler angeht. «Der Rest ist Erfahrung», so Jäggi. «Es braucht jahrelanges und sehr grosses Know-how.»
Der gelernte Automechaniker erinnert sich besonders an einen Fall gut, bei dem ihn seine Erfahrung und die Leidenschaft für seinen Beruf zum Erfolg geführt haben. «Ich erinnere mich, im Jahr 2008 von einer Meldung aus Bulgarien erfahren zu haben, als Schmuggelgut im Differentialgetriebe eines Fahrzeugs gefunden wurde. Das blieb mir im Gedächtnis. 2017 dann rief uns die Polizei zu Hilfe. Sie hatte bei einem Geländefahrzeug den Verdacht, dass damit Drogen geschmuggelt werden, konnte aber nichts finden. Wir haben den Wagen angehoben, ich habe das Getriebe gesehen und mich irgendwie instinktiv an diesen zehn Jahre alten Fall aus Bulgarien erinnert – und innert 30 Minuten haben wir das Versteck mit den Drogen gefunden.»
Und was, wenn nichts gefunden wird? Jäggi betont, dass es nie eine 100-prozentige Erfolgsgarantie gebe. In diesem Fall wird das Auto wieder seiner Lenkerin oder seinem Lenker ausgehändigt. Dabei ist Jäggi der Sicherheitsaspekt wichtig: «Wir schrauben an Autos von Leuten herum, die möglicherweise gar keine Schmuggelware dabeihaben. Wenn wir fertig sind, muss das Auto funktionieren und verkehrssicher sein.»
Analyse wird digitaler, Kontrollen bleiben Handarbeit
2019 feiern die mobilen Autorevisionsequipen der EZV ihr mittlerweile 70-jähriges Bestehen. Seit den Anfängen nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Vieles verändert. Nicht nur die Fahrzeuge sind heute anders ausgestattet als früher – ihre Anzahl im Strassenverkehr hat zugenommen und die Landesgrenzen sind offener geworden, was dazu führt, dass weniger Autos kontrolliert werden.
Die Analyse, welche Fahrzeuge kontrolliert werden müssen, wird in Zukunft zunehmend digital erfolgen. Die Mitglieder der mobilen Autorevisionsequipen wird es aber weiterhin brauchen. «Die Kontrolle von Autos selber ist und bleibt Handarbeit», so Jäggi.
Auch der versuchte Schmuggel besteht fort. Die Bunker der EZV mit den beschlagnahmten Autos bleiben voll. Regelmässig werden nach Abschluss des Zollverfahrens Autos verschrottet, damit für die neuesten erfolgreich aufgegriffenen Fahrzeuge wieder ein Platz frei wird.