Smartphone Apps sind schön und gut, wie ist der Fortschritt bei den Kernsystemen?
I.E.: Apps sind greifbar und bringen unseren Kunden und Mitarbeitenden einen sofortigen Mehrwert. Es ist aber klar, dass die Komplexität und der Aufwand bei den Kernsystemen wesentlich grösser sind. Die Fortschritte dauern dadurch länger. Ich denke da zum Beispiel an die erfolgreiche Einführung von SAP MDG. Wir haben dadurch wesentliche Grundlagen für das Programm Superb geschaffen. Mit der Stammdatenverwaltung gewinnt man zwar keine Awards, erzielt dafür erhebliche Effizienzsteigerungen für die Verwaltung. Mit der Anbindung an EETS (European Electronic Toll Service) haben wir schon viele Vorarbeiten für die Erneuerung des LSVA-Erfassungssystems für die inländischen Transporteure geleistet. Auch das neue ePortal und die Benutzerverwaltung im Selfcare-Prinzip wurden planmässig in Betrieb genommen und werden in Zusammenhang mit der Bierbesteuerung genutzt.
Die Koordination der Digitalisierungsvorhaben mit dem benachbarten Ausland ist sowohl ein Erfolgsfaktor und eine Herausforderung. Ziehen unsere Nachbarländer mit?
I.E.: Wir arbeiten intensiv daran und Fortschritte sind spürbar. Im November 2019 hat die Schweiz nach vielen bilateralen Vorgesprächen Vertreter aus allen Nachbarstaaten plus EU-Kommission und Norwegen zu einem mehrtätigen Workshop in Zürich eingeladen. Dort wurde die Umsetzung des von der Schweiz vorgeschlagenen «BorderTicket» im Grundsatz gutheissen. Ein wichtiger Meilenstein. Ein Pilotprojekt mit Österreich ist vorgesehen, der Start musste in Folge der Pandemie vertagt werden.
C.B.: Die Entwicklungen stimmen uns positiv, wir sind jedoch noch lange nicht am Ziel. Die internationale Koordination ist eine längerfristige Angelegenheit. Die bisherigen Arbeiten am BorderTicket zeigen, dass die Schweiz im Bereich der Digitalisierung eine führende Rolle in Europa einnehmen kann. Zudem hat die EU eigene Initiativen gestartet, die genau in die gleiche Richtung wie DaziT gehen.
Welche Auswirkungen hatte die Corona-Pandemie auf den Programmfortschritt?
C.B.: Der neue Coronavirus hat uns als operative Behörde sowohl im Grenzschutz wie auch im Handelswarenverkehr stark gefordert, insbesondere im Frühjahr 2020 als die Grenzen – zum ersten Mal seit Ende des Zweiten Weltkriegs – geschlossen wurden und der Verkehr auf wenige Grenzübergänge mit systematischen Kontrollen kanalisiert wurde. Wir konnten rasch reagieren, grosse Staus blieben aus. Corona hat aus meiner Sicht deutlich gezeigt, dass der eingeschlagene Weg mit DaziT zu mehr Digitalisierung und organisatorischer Flexibilität absolut richtig und wichtig ist.
I.E.: Im Gegensatz zu den operativen Einsatzkräften, die Tag und Nacht an der Grenze standen, konnten die Projektmitwirkenden auch in der ausserordentlichen Lage aus dem Home- Office ohne Unterbruch weiterarbeiten. Für die bereits gut eingespielten Teams war es ein leichtes, die Zusammenarbeit in den virtuellen Raum zu verlagern. Sogar der grosse Planungsevent, das PI Planning, konnte durchgeführt werden, mit knapp 40 Personen vor Ort und rund 200 Online dazu.